Geburtstagsramsch ist doch Peanuts!

Veröffentlicht am von

„Ich krieg jetzt schon eine Krise, wenn ich nur an unsere Silberhochzeit decke!“, stöhnt Elke und raubt sich nicht nur innerlich die Haare. „Am liebsten würde ich mir Peter schnappen und einfach nur abhauen. Auf die Balearen. Oder was ganz Verrücktes machen: eine Woche New York. Das war schon immer mein Traum.“ Schon beim Ausspruch des verführerischen Städtenamens legt sich ein Glanz auf Elkes Gesicht. „Und warum macht ihr’s nicht?“. Ihre Freundin Gabi stellt manchmal so schlichte Fragen. „Wie, warum machen wir es nicht?“ „Du hast ja keine Ahnung! Die Verwandtschaft verteilt doch jetzt schon unsere Betten zum Übernachten beim großen Fest unter einander“. „Lass deine Sippe doch in euren Betten schlafen, und ihr haut wirklich ab. Dann sind noch zwei Betten mehr frei“.

geburtstagAls Elke merkt, wie ernst es Gabi mit ihrer Frage ist, tritt Elke auf die Notbremse: „Unmöglich, das kann ich nicht machen. Was sollen die Leute sagen? Wir waren doch auch schon auf so viel Festen eingeladen und außerdem in unserer Familie ist das einfach üblich.“

Sind Sie eher der Gabi- oder der Elke-Typ? Schauen Sie immer wieder auf das, was wohl die Leute von Ihnen er warten, was sie wohl sagen und denken, oder ziehen Sie doch eher „Ihr Ding“ durch?

Sie planen den Kindergeburtstag Ihres Achtjährigen. Von den vergangenen drei Geburtstagen, auf denen er eingeladen war, kam er nach Hause mit einem Tiefkühlbeutel prall gefüllt mit Spielzeug-Kleinschrott. Fußbodenfüller. Staubsaugerkiller. Furchtbar und bei der nächsten Gelegenheit heimlich von Ihnen entsorgt. Und – werden die kleinen Gäste Ihres Sohnes mit leeren Händen nach Hause gehen? Sind Sie der Elke-Typ? Dann tun Sie es natürlich nicht. Sie füllen die Tüten mit nutzlosem Zeug, weil’s alle von Ihnen erwarten: Ihr Sohn, die kleinen Gäste, vielleicht auch die abholenden Mütter die selbst ja kräftig in die Tasche gelangt haben, um die Tüten zu füllen. Oder?

Einfach aus der Rolle fallen, Erwartungen nicht erfüllen wenn das so einfach wäre! Und dabei gehört Geburtstagsramsch doch zu den Peanuts! Dass vor allem Frauen Dinge tun oder auch lassen, weil irgendjemand auf dieser Welt es eben so erwartet, die Umstände eben so sind, frau doch nicht einfach aus der Rolle fallen kann – das ist das alltägliche Geschäft.

Ohne Frage: Unser Leben ist angefüllt mit Erwartungen, die andere Menschen an uns stellen: unsere Familie, die Kollegen, die Menschen in der Gemeinde, die Nachbarn – Erwartungen sind wie Klammeraffen. Sie hängen sich an unser Leben und werden von uns mitgeschleppt. Andererseits … warum denn auch nicht? Es birgt doch gewisse Vorteile, das zu tun, was andere von einem erwarten:

Gewinneffekte sind für das Zusammenleben eine sehr nützliche Einrichtung, dass sich Menschen auf einen gewissen Verhaltenskonsens verständigen. Wir brauchen für das Zusammenleben ein bestimmtes Maß an Übereinkünften, und wir brauchen Verlässlichkeiten in unseren Beziehungen. Meine Kinder erwarten eine warme Mahlzeit, wenn sie aus der Schule kommen. Das dürfen sie ruhig. Der Döner von der Frittenbude um die Ecke bleibt Mutters Notreserve. Ich bin auch froh, dass ich nicht jeden Morgen darum bangen muss, ob mein Mann nun die Kurve kriegt und seinen Weg ins Büro findet und am Ende des Monats wieder Geld auf unser Konto fließt. Natürlich habe ich diese Erwartung an meinen Mann. Menschen, die zuverlässig – also im besten Sinne berechenbar – sind, tun doch gut und entlasten das Zusammenleben von einigem Stress.

Kategorie: Uncategorized