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Einer meiner verrückten Tage

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Wie fast jeden Morgen seit kurzem, bin ich heute wieder zu spät aufgestanden. Die Kinder quängelten, hatten Hunger und mussten in die Schule gebracht werden. In letzter Zeit war ich eindeutig nicht auf der Höhe. Seit einer Woche war meine Saftpresse kaputt und es musste unbedingt eine neue her. Ohne frischen Saft zum Morgen war ich einfach nicht zu gebrauchen. Ich hatte vor, nach der Arbeit fix im Laden nach einer Neuen zu schauen. Mein Vitaminhaushalt war eindeutig nicht mehr der Alte.
supermarktAuf Arbeit angekommen sah ich den Obstteller stehen und nahm mir gleich zwei Äpfel mit an den Arbeitsplatz. Genüsslich essend durchforschte ich das Internet auf Angebote und auf eine gute aber günstige Saftpresse. Nach einer viertel Stunde wurde ich fündig. Ich hatte mich entschieden. Ein neuer Entsafter von Philips sollte es werden. Freudig aufgeregt schaffte ich den Arbeitstag. Die Kinder kamen nachmittags mit dem Bus nach Hause und so konnte ich im nächstgelegenen Haushaltsladen verschwinden und nach dem heißbegehrten Küchengerät suchen. Glücklich ging ich nach zwanzig Minuten wieder zu meinem Auto, in Händen hielt ich die Saftpresse von Philips. Wie der Zufall es wollte, war sie sogar etwas herabgesetzt worden.

Auf dem Heimweg hielt ich noch am Konsum und wollte frisches Obst kaufen. Siehe da, keins mehr da. Der Traum eines frisch gepressten Saftes zerplatzte vor meinen Augen. Oder. Ich konnte noch rüber in den Nachbarort fahren. Dort gab es einen größeren Supermarkt. Die Idee kam und schon war ich im Auto verschwunden und fuhr hektisch los. Ich wollte nach Hause, der Rücken schmerzte aber das Verlangen nach Obst beherrschte meine Gedanken. Jeder normale Mensch würde an ein Steak oder Pommes denken. Aber nicht so ich. Ich wollte Obst haben. Im Supermarkt hatte mich das Glück dann doch nicht verlassen. Es gab noch ausreichend Frisches für einen leckeren Saft.
Zu Hause angekommen herrschte das Chaos. Mein Mann war noch nicht daheim und die Kinder taten was acht und zehn Jährige tun wenn die Eltern nicht da sind. Der klägliche Versuch sich eine belegte Schnitte zu machen lag verteilt auf dem Boden. Eine Chipstüte war angerissen und auch auf dem Boden verstreut. Na super. Ich zitierte meine kleinen Rotzgören in die Küche. Bis sie dann endlich ankamen, hatte ich schon die Saftpresse ausgepackt und begutachtete meine neue Errungenschaft. Die Kinder kamen, ich brauchte nur auf die Schweinerei deuten und hörte das genervte Seufzen meiner Rabauken. Während sie sauber machten, schloss ich die Presse an und studierte die Anleitung. Alles ganz einfach. Obst rein, Deckel drauf und anmachen. Der Traum eines frisch gepressten Saftes ergoss sich in mein Glas. Der Tag war gerettet.

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Versöhnung feiern

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Versöhnung ist ein großes Wort. Es ist allerdings nicht jedermanns Sache, sich in gestammelten Erklärungen und großartigen Gesten in den Armen zu liegen. Doch für „ein bisschen Frieden“ brauchen Sie nicht gleich zum Grand Prix. Das geht auch ohne große Worte und weiße Gitarren. Gott sei Dank gibt es ja noch viele andere Möglichkeiten, um zu sagen. dass alles wieder gut ist. Dabei helfen Versöhnungsrituale. Sie sind wichtig, weil sie der Seele guttun. Manchmal fühlt man sich nach so einem donnernden Familiengewitter nämlich ziemlich mitgenommen. Da verträgt das Gefühlsleben eine Portion Pflegebalsam. Wieso eigentlich nicht mal richtig schön Versöhnung feiern? Wer es geschafft hat, einen Streit zu beenden, der darf sich dafür auch belohnen.

Unsere Familie liebt es,

  • wenn wir Essen gehen.
  • einen schönen Fernweh- oder Spieleabend ansetzen.
  • Pfannkuchen mit Zimt und Zucker machen
  • uns umarmen
  • nach dem Abendessen einen gemein samen Spaziergang machen und einen Zwischenstopp an der Eisdiele einlegen.

 

 

Streiten_sw-e1024x488Jede Versöhnung darf ebenso viel Zeit einnehmen wie der vorangegangene Streit. Wenn wir uns den ganzen Sonntagvormittag wegen der Flecken auf der neuen Ledercouch angegiftet haben, dann dürfen wir den kompletten Nachmittag gemeinsam darauf abhängen und die Friedenspfeife rauchen. Wenn mein Mann und ich auf der Heimfahrt einen zwanzigminütigen Disput über seine Fahrkünste haben, dann ist das genau jene Zeitspanne, die wir für eine milchschäumende „Versöhnung to go“ an der Tankstelle brauchen. Sich zu vertragen bedeutet viel mehr, als nur einen Streit nicht weiter fortzusetzen. Versöhnung ist eine Kunst. Dafür brauchen Sie jedoch weder rote Rosen noch Brillantringe. Sie können etwas völlig Alltägliches tun und es kurzerhand zum Friedensritual erklären. Verkünden Sie großspurig: „Kommt, wir machen jetzt mal ein schönes Versöhnungsessen“ und setzen sich dann einfach wie immer zusammen an den Tisch. Das reicht schon. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt:

  • Beim Frühstück gab’s Krach? Tauschen Sie für einen Tag symbolisch die Schals, bevor sie aus dem Haus gehen.
  • Ihr Sohn ist viel zu cool, um sich mit Ihnen zu unterhalten? Schnappen Sie sich das Handy und schicken Sie ihm eine SMS ins Nebenzimmer: „Ich bin froh, dass du nicht mehr sauer bist. Sag Bescheid, wenn ich dir bei Mathe helfen soll. Mama.“
  • Oder sind Sie eher ein Freund der großen Gesten? Reißen Sie gemeinsam die Fenster auf und säubern Sie wild gestikulierend das Zimmer von den Resten der „dicken Luft“

 

Die meisten Kinder lieben es, Dinge in ihrem Alltag so oder ähnlich zu zelebrieren. Den meisten Erwachsenen geht es übrigens ebenso, auch wenn sie sich das oft nicht bewusst machen. Je verrückter die Aktion. umso schneller kapiert das Unterbewusstsein: „Gott sei Dank, das Gewitter ist vorüber. Jetzt ist alles wieder leicht und gut“.

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Geburtstagsramsch ist doch Peanuts!

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„Ich krieg jetzt schon eine Krise, wenn ich nur an unsere Silberhochzeit decke!“, stöhnt Elke und raubt sich nicht nur innerlich die Haare. „Am liebsten würde ich mir Peter schnappen und einfach nur abhauen. Auf die Balearen. Oder was ganz Verrücktes machen: eine Woche New York. Das war schon immer mein Traum.“ Schon beim Ausspruch des verführerischen Städtenamens legt sich ein Glanz auf Elkes Gesicht. „Und warum macht ihr’s nicht?“. Ihre Freundin Gabi stellt manchmal so schlichte Fragen. „Wie, warum machen wir es nicht?“ „Du hast ja keine Ahnung! Die Verwandtschaft verteilt doch jetzt schon unsere Betten zum Übernachten beim großen Fest unter einander“. „Lass deine Sippe doch in euren Betten schlafen, und ihr haut wirklich ab. Dann sind noch zwei Betten mehr frei“.

geburtstagAls Elke merkt, wie ernst es Gabi mit ihrer Frage ist, tritt Elke auf die Notbremse: „Unmöglich, das kann ich nicht machen. Was sollen die Leute sagen? Wir waren doch auch schon auf so viel Festen eingeladen und außerdem in unserer Familie ist das einfach üblich.“

Sind Sie eher der Gabi- oder der Elke-Typ? Schauen Sie immer wieder auf das, was wohl die Leute von Ihnen er warten, was sie wohl sagen und denken, oder ziehen Sie doch eher „Ihr Ding“ durch?

Sie planen den Kindergeburtstag Ihres Achtjährigen. Von den vergangenen drei Geburtstagen, auf denen er eingeladen war, kam er nach Hause mit einem Tiefkühlbeutel prall gefüllt mit Spielzeug-Kleinschrott. Fußbodenfüller. Staubsaugerkiller. Furchtbar und bei der nächsten Gelegenheit heimlich von Ihnen entsorgt. Und – werden die kleinen Gäste Ihres Sohnes mit leeren Händen nach Hause gehen? Sind Sie der Elke-Typ? Dann tun Sie es natürlich nicht. Sie füllen die Tüten mit nutzlosem Zeug, weil’s alle von Ihnen erwarten: Ihr Sohn, die kleinen Gäste, vielleicht auch die abholenden Mütter die selbst ja kräftig in die Tasche gelangt haben, um die Tüten zu füllen. Oder?

Einfach aus der Rolle fallen, Erwartungen nicht erfüllen wenn das so einfach wäre! Und dabei gehört Geburtstagsramsch doch zu den Peanuts! Dass vor allem Frauen Dinge tun oder auch lassen, weil irgendjemand auf dieser Welt es eben so erwartet, die Umstände eben so sind, frau doch nicht einfach aus der Rolle fallen kann – das ist das alltägliche Geschäft.

Ohne Frage: Unser Leben ist angefüllt mit Erwartungen, die andere Menschen an uns stellen: unsere Familie, die Kollegen, die Menschen in der Gemeinde, die Nachbarn – Erwartungen sind wie Klammeraffen. Sie hängen sich an unser Leben und werden von uns mitgeschleppt. Andererseits … warum denn auch nicht? Es birgt doch gewisse Vorteile, das zu tun, was andere von einem erwarten:

Gewinneffekte sind für das Zusammenleben eine sehr nützliche Einrichtung, dass sich Menschen auf einen gewissen Verhaltenskonsens verständigen. Wir brauchen für das Zusammenleben ein bestimmtes Maß an Übereinkünften, und wir brauchen Verlässlichkeiten in unseren Beziehungen. Meine Kinder erwarten eine warme Mahlzeit, wenn sie aus der Schule kommen. Das dürfen sie ruhig. Der Döner von der Frittenbude um die Ecke bleibt Mutters Notreserve. Ich bin auch froh, dass ich nicht jeden Morgen darum bangen muss, ob mein Mann nun die Kurve kriegt und seinen Weg ins Büro findet und am Ende des Monats wieder Geld auf unser Konto fließt. Natürlich habe ich diese Erwartung an meinen Mann. Menschen, die zuverlässig – also im besten Sinne berechenbar – sind, tun doch gut und entlasten das Zusammenleben von einigem Stress.

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